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10 1 / 2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER
Grundlagenforschung für Nachhaltigkeit
Leopoldina unterstützt Initiative IYBSSD der Vereinten Nationen

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2022 zum Internationalen Jahr der Grundlagenforschung für nachhaltige Entwicklung ( International Year of Basic Sciences for Sustainable Development , IYBSSD ) erklärt . Damit soll die Bedeutung der Grundlagenforschung für Fortschritte in Medizin , Industrie , Landwirtschaft , Umwelt , Kommunikation und Kultur gewürdigt werden . Mit dem internationalen Jahr sollen Industrie- und Entwicklungsländer dazu ermuntert werden , die Kapazitäten für Grundlagenforschung im eigenen Land weiter auszubauen , da damit auch ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung ( Sustainable Development Goals ) geleistet werde .

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung , Wissenschaft und Kultur ( Unesco ) übernimmt die Federführung für das IYBSSD . Gemeinsam mit mehr als 90 weiteren Organisationen , darunter viele nationale Akademien und Fachgesellschaften , unterstützt die Leopoldina das Internationale Jahr und engagiert sich darüber hinaus im internationalen Beratungsgremium der Initiative .
Die offizielle Eröffnungskonferenz für das IYBSSD findet am 1 . Juli am Sitz der Unesco in Paris / Frankreich statt . Bis Ende Juni 2023 können Akteure aus der ganzen Welt zusammen mit der Unesco und anderen UN-Organisationen IYBSSD-Veranstaltungen durchführen , um den Austausch zwischen Wissenschaft , Politik und Gesellschaft zur Rolle der Grundlagenforschung für eine nachhaltige Entwicklung zu befördern . ■ RN , CHW
Internationales Jahr der Grundlagenforschung für nachhaltige Entwicklung

Im Gespräch über wissenschaftliche Ethik

Leopoldina-Reihe zur Freiheit und Verantwortung der Wissenschaften
Auftakt der Gesprächsreihe am 18 . November mit Klaus Tanner ML ( links ) und Horst Dreier ML ( rechts ) sowie Moderatorin Christina Berndt . Screenshot : Stefanie Westermann l Leopoldina
Eine vierteilige Veranstaltungsreihe der Kommission Wissenschaftsethik und des Zentrums für Wissenschaftsforschung der Leopoldina befasste sich in diesem Winter mit Fragen rund um Freiheit und Verantwortung der Wissenschaften .

Eine Demokratie , in der nicht gestritten wird , ist keine “ – dieser Satz von Helmut Schmidt bringt eine zentrale Aufgabe einer demokratisch verfassten Gesellschaft auf den Punkt : Sie muss um strittige Fragen ringen ; um Fragen , die sich nicht zuletzt immer wieder durch neue Erkenntnisse aus den Natur- , Technik- oder Lebenswissenschaften ergeben . Was sollen wir tun und was lassen , als Einzelne wie als Gesellschaft , etwa im Bereich biomedizinischer Forschung , hinsichtlich digitaler Technologien , mit Blick auf die Bewältigung der Klimakrise oder des Biodiversitätsverlustes ?

Die Veranstaltungsreihe zur Freiheit und Verantwortung der Wissenschaften beleuchtete vor diesem Hintergrund grundsätzliche Fragen an der Schnittstelle zwischen Natur- , Geistes- und Sozialwissenschaften . In Zweiergesprächen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – darunter die Medizinethikerinnen Bettina Schöne-Seifert ML und Claudia Wiesemann ML , der Jurist und Rechtsphilosoph Horst Dreier ML , der Wissenschaftshistoriker Carsten Reinhardt ML , der Chemiker und Leopoldina-Vizepräsident Robert Schlögl ML , der Hirnforscher Wolf Singer ML sowie der Theologe Klaus Tanner ML – ging es sowohl um die Wissenschaften und ihre Verantwortung als auch um die Orte und Verfahrensweisen ethischer Auseinandersetzungen .
Thematisiert wurde zudem die Rolle wissenschaftlicher Ethik in der innerwissenschaftlichen und wissenschaftlich-politischen Kommunikation : Sie kann zu einem guten Diskussions- und Entscheidungsprozess beitragen , indem sie normative Aspekte reflektiert , unterschiedliche Positionen in den Blick nimmt , Argumente ordnet und hinterfragt . Im Prozess des Ringens um strittige Fragen stellt sie Orientierungswissen bereit – eine andere Art von Wissen als naturwissenschaftliches Wissen . Die Aufzeichnungen der jeweils 60- bis 90-minütigen Gespräche sind auf dem YouTube-Kanal der Leopoldina verfügbar .
■ SW , KH
Gesprächsreihe „ Freiheit und Verantwortung der Wissenschaften “