6 2 / 2024 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER
IM GESPRÄCH ...
... mit Katrin Böhning-Gaese ML , Direktorin des
Forschungszentrums
Senckenberg Biodiversität und Klima und Initiatorin der Zukunftswerkstatt „ Landwende “. Welchen Input haben Sie sich erhofft ? Katrin Böhning-Gaese : Die jungen Menschen haben ihre Vorstellungen eingebracht , wie sie in Zukunft leben wollen . Dazu gehören Fragen , ob sie Lebensmittel aus dem Globalen Süden einführen wollen , wie ein solidarischer Umgang mit Mitmenschen aussieht oder auch , was ein gutes Leben ausmacht , um nur wenige Beispiele zu nennen . Daraus sind aber keine Träumereien und Utopien entstanden , sondern dank der Mitarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler realistische Visionen . Die Beteiligten haben ihren idealen Landkreis im Jahr 2070 beschrieben . Wie soll diese Vision den Weg in Öffentlichkeit und Politik finden ? Böhning-Gaese : Zum einen werden die Teilnehmenden die Ergebnisse in ihren Netzwerken verbreiten . Zum anderen unterstützt die Leopoldina , indem wir die Zukunftsvision in Form einer Graphic Novel veröffentlichen . Ein Filmteam hat den Prozess und die Ergebnisse festgehalten , der Film soll bis Herbst fertig werden . Schließlich wollen wir im Herbst in Berlin zu einer Veranstaltung einladen , auf der die Teilnehmenden ihre Zukunftsvision dann auch der Öffentlichkeit und Politik vorstellen . Was macht Sie optimistisch , dass die Vision in der Politik aufgegriffen wird ? Böhning-Gaese : Ich denke , dass es dafür eine sehr große Offenheit gibt . Die Menschen sehnen sich nach Bildern und Geschichten einer positiven Zukunft . Wir hoffen , einen neuen Diskurs starten zu können , gerade mit der Politik .
Katrin Böhning-Gaese .
Foto : Peter Kiefer
■ DAS GESPRÄCH FÜHRTE BENJAMIN HAERDLE
Wie soll 2070 ein idealer Landkreis aussehen ?
Zukunftswerkstatt bietet Diskussionsraum für junge Menschen
Mit der Zukunftswerkstatt „ Landwende “ bot die Leopoldina jungen Menschen eine Plattform , sich intensiv zu der Frage „ Wie wollen wir leben ?“ auszutauschen .
Fotos : Markus Scholz | Leopoldina
Die Leopoldina hat im April junge Erwachsene zur Zukunftswerkstatt „ Landwende “ an ihren Hauptsitz nach Halle ( Saale ) eingeladen . Die Ideen und Überlegungen , die während der fünf Tage rund um die Frage „ Wie wollen wir leben ?“ diskutiert wurden , gingen schlussendlich in ein konkretes Konzept ein . Für diesen Partizipations- und Kommunikationsprozess bot die Leopoldina die Plattform und den Rahmen , in dem die Vision eines idealen Landkreises entwickelt wurde .
Vor den Toren der Stadt Halle liegt der Permakulturhof Biophilja . Dort , wo vor mehr als 100 Jahren Braunkohle gefördert wurde , bewirtschaften seit 2018 René und Sabine
Thielicke mit ihrem Team mehr als 20 Hektar Grünland und Äcker , betreiben Agroforst , halten rund 700 Hühner und immer mal wieder eine Ziegenherde .
Über dem Gelände schaukelt an einem kühlen Nachmittag Anfang April elegant ein Rotmilan , während René Thielicke rund 25 junge Erwachsene begrüßt , die auf Einladung der Leopoldina in der Zukunftswerkstatt „ Landwende : Wie wollen wir leben ?“ ihre Visionen für eine ideale Form der Landnutzung entwickeln wollen . Die Exkursion bietet einen Einblick in eine besondere Form der Landwirtschaft : Permakultur hat den Anspruch , den Boden möglichst nachhaltig zu nutzen und die Kreisläufe der Natur zu beachten . Die Ausführungen des