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Landwirts zeigen aber auch den schwierigen Spagat , den eine solche Landnutzung verlangt : auf der einen Seite Klima- und Artenschutz berücksichtigen , auf der anderen Seite der nicht zu verleugnende ökonomische Druck , seinen Mitarbeitenden sowie seiner Familie und ihm ein faires Einkommen zu erwirtschaften . Könnte so eine ideale Form der Landnutzung aussehen ?
Land ist eine limitierte Ressource
Fünf Tage lang diskutierten die jungen Erwachsenen , die aus ganz Deutschland und mit fachlich und beruflich sehr unterschiedlichen Hintergründen am Hauptsitz der Leopoldina in Halle ( Saale ) zusammenkamen , wie eine nachhaltige Landnutzung aussehen könnte . Es ist ein gesellschaftlich relevantes und aktuelles Thema . Denn : „ Land ist eine limitierte Ressource und muss heutzutage immer mehr Ansprüchen genügen “, skizziert die Initiatorin der Zukunftswerkstatt , Katrin Böhning-Gaese ML . „ Es soll Biodiversität erhalten , Klima schützen , Raum für neue Pflanzen zur Energiegewinnung bieten und natürlich noch die Ernährung sichern .“ Doch die Fläche , die dafür verfügbar ist , so die Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums weiter , sei schon heute beschränkt . Diese Konflikte würden sich in Zukunft noch verschärfen .
Konfliktlinien und Lösungsansätze
Welche Konfliktlinien es gibt , wie Lösungen dafür aussehen könnten und wie sich diese umsetzen lassen , debattierten die Teilnehmenden in verschiedenen Workshop- und Gesprächsformaten unter Moderation des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung Karlsruhe . Ergänzt wurde dies durch Besuche beim Permakulturhof Biophilja und bei einem Projekt des NABU – Naturschutzbund Deutschland in Wettin . Hier soll durch Beweidung eine außergewöhnliche Artenvielfalt auf Magerrasen und Streuobstwiesen erhalten werden .
Basierend auf diesen und weiteren Einblicken in die Praxis entwickelten die Teilnehmenden Visionen , wie ein idealer Landkreis im Jahr 2070 aussehen sollte , etwa in Bezug auf Land- und Waldwirtschaft sowie auf Energieversorgung und ebenso in Hinsicht auf Demokratieverständnis und soziale Gerechtigkeit . Somit gingen die Überlegungen und Diskussionen weit über das Trilemma von Ernährungssicherung , Biodiversitätserhalt und Klimaschutz hinaus .
Wie vielschichtig das Thema ist , wurde gleich am ersten Tag der Werkstatt deutlich , an dem sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ethik , Ökonomie , Nachhaltigkeit , Klimaschutz und Naturschutz nicht nur einen fachlichen Input gaben , sondern auch Rede und Antwort standen . So verdeutlichte Thomas Potthast , Professor für Ethik , Theorie und Geschichte der Biowissenschaften an der Universität Tübingen , dass es auch ein Lernprozess sei , in einer komplexen Diskussion mit kontroversen Meinungen umzugehen und zugleich die anders Diskutierenden zu schätzen . „ Unterschiedliche Positionen können etwas Produktives sein “, sagte er . Und betonte : „ Aber nur dann , wenn sich alle auf Argumente wirklich einlassen und bereit sind , ihre Position zu überdenken .“ Bloße moralische Appelle oder gar die Abwertung von Personen sei „ nicht nur sachlich , sondern gerade auch kommunikativ falsch “.
Regionen weltweit im Blick haben
Der Umweltökonom Bartosz Bartkowski vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig wies darauf hin , dass es eine globale Perspektive brauche , um die komplexen sozio-ökonomischen Bedingungen zu verstehen . „ Es reicht nicht aus , nur Deutschland oder Europa im Blick zu haben . Man muss immer die gesamte Wertschöpfungskette und damit auch die indirekten Auswirkungen auf unterschiedliche Regionen weltweit im Blick haben .“ Letztlich seien Zielkonflikte , so seine Prognose , auch in Zukunft nicht zu vermeiden .
Im Ergebnis der Zukunftswerkstatt skizzierten die Teilnehmenden die Vision eines idealen Landkreises im Jahr 2070 . Diese soll nun in den nächsten Monaten präzisiert und im Herbst in Berlin öffentlich präsentiert werden . ■ BJH
AUS DER WERKSTATT
Anna Paulina Graf ist im Allgäu aufgewachsen und studiert Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar : „ Stadt und Land werden oft als getrennte Welten gesehen , aber für mich gehören sie zusammen .
Ich würde mir wünschen , dass es mehr Verständnis und Respekt für die jeweils andere Seite
gibt . Die Zukunftswerkstatt hat mir genau diesen Austausch ermöglicht , indem sie ganz unterschiedliche junge Menschen aus allen Teilen Deutschlands an einen Tisch gebracht hat .“ Matthias Welzel ist Projektleiter beim Verein TransFARMation Deutschland : „ Durch die wissenschaftliche Begleitung , die Praxisbeispiele und die intensive Diskussion mit
Hintergründe kamen wir zu erstaunlichen
Teilnehmenden verschiedenster
Ergebnissen . Immer wieder haben wir festgestellt , dass vermeintlich gegensätzliche Positionen miteinander vereint werden können , wenn wir das System als Ganzes betrachten und bereit sind , uns selbst zu hinterfragen .“ Karoline Vorlop studiert Agrarwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg : „ Die entstandenen Visionen reichten weit über das Trilemma von Ernährungssicherung , und Klimaschutz hinaus .
Persönlich hätte ich mir
die über
gern mehr Diskussionen
Landwirtschaft gewünscht und konkrete
Biodiversitätserhalt
Lösungsansätze für das formulierte Trilemma . Schade , dass unter den besichtigten Betrieben kein konventioneller Betrieb war . Das wäre eine wichtige ergänzende Perspektive gewesen .“ ■ BJH