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12 2 / 2024 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

Regulatorische Belastungen senken , Verfahrenszeiten halbieren

Workshop „ Überregulierung der Wissenschaft “ zu Ursachen und Folgen von Bürokratisierung
Das große Interesse am Leopoldina-Workshop „ Überregulierung der Wissenschaft “, das sich im Vorfeld abgezeichnet hatte , bestätigte sich bei der Eröffnung am 7 . Juni . Um sich über die Ursachen des Bürokratie-Dickichts und dessen Auswirkungen auf die Wissenschaftscommunity sowie über Handlungsoptionen auszutauschen , waren mehr als 130 Gäste aus Deutschland nach Berlin in die Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund gekommen .

Die Relevanz des Themas werde vor dem Hintergrund des Jahresgutachtens 2023 des Normenkontrollrats deutlich , so Gerald Haug ML , Präsident der Leopoldina . Die finanzielle Belastung , die für Unternehmen , Behörden und Bevölkerung bei der Umsetzung von Bundesrecht entstehe , sei im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum um 53 Prozent gestiegen . „ Der Normenkontrollrat appelliert , regulatorische Belastungen müssten gesenkt , hemmende Bürokratie abgebaut und Verfahrenszeiten halbiert werden . In dieser Diagnose scheinen sich derzeit alle einig .“ Ebenso habe die Expertenkommission Forschung und Innovation mit ihrem Jahresgutachten 2024 unterstrichen , dass Bürokratie und Datenschutz den Innovationsstandort Deutschland gefährdeten .

Mit Beispielen aus Forschung , Wissenschaftsmanagement und Expertengremien illustrierten die Vortragenden , darunter der Soziologe Armin Nassehi ML , wie stark das deutsche Wissenschaftssystem aktuell durch eine wachsende Regelungsdichte bei real schrumpfenden Finanzmitteln betroffen ist . Neben externen schränken auch interne Regulierungen Handlungsspielräume ein . Diese hindern Wissenschaftseinrichtungen zunehmend daran , ihre Zwecke zu erfüllen . Überregulierungen , die sich auf
Leopoldina-Mitglied Armin Nassehi , Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians- Universität München , hielt den Impulsvortrag zum Workshop .
Foto : Markus Scholz | Leopoldina die Wissenschaft auswirken , lassen sich auf allen Normierungsebenen feststellen und umfassen verschiedene Bereiche von Zuwendungen über präklinische / klinische Forschung und Tierversuche bis hin zu Bauten .
„ In der Diagnose scheinen sich derzeit alle einig .“
Gerald Haug ML Präsident der Leopoldina
Bei einer bloßen Bestandsaufnahme blieb es nicht . Die Moderatoren der Workshop-Panels , unter anderem Otmar Wiestler ML , Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft , und Wolfgang Wick ML , Vorsitzender des Wissenschaftsrats , diskutierten mit den Panelistinnen und Panelisten sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik mögliche Handlungsansätze .
Auf dem Abschlusspodium arbei- teten Heide Ahrens , Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft , Walter Rosenthal ML , Präsident der Hochschulrektorenkonferenz , und Niels Helle-Meyer , Vizepräsident der Humboldt-Universität zu Berlin , die elementaren Ansatzpunkte gezielt heraus : So bedürfe es der Ausrichtung von Regulierungen auf eine outcome-orientierte Globalsteuerung sowie des Aufbaus einer Vertrauens- und Verantwortungskultur – nicht zuletzt in den Wissenschaftseinrichtungen selbst . Auch eine Verwaltungsharmonisierung sowie die Schaffung von Diskussions- und Experimentierräumen seien essenzielle Elemente , um der Überregulierung der Wissenschaft zu begegnen .
Die Nationalakademie werde sich diesem wichtigen Thema auch künftig widmen , kündigte Thomas Krieg ML , Vizepräsident der Leopoldina , zum Abschluss des Workshops an . Die Veranstaltung sei als Auftakt für die weitere systematische Beschäftigung mit der Überregulierung der Wissenschaft zu verstehen . ■ AL