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2 / 2024 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 11

Globale Herausforderungen brauchen internationale Ansätze und Strategien

Artikelserie „ Politikberatung im Spannungsfeld von Wissenschaft , Politik und Medien “ ( Teil 7 )
Als Nationale Akademie hat die Leopoldina die Aufgabe der Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sowie der wissenschaftsbasierten Politikberatung . Beide Aufträge setzt die Akademie national wie international um
– auch mit chinesischen Partnern , insbesondere mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ( CAS ). Gemeinsame Aktivitäten umfassen wissenschaftliche Symposien oder die Beratung der Gipfeltreffen der G20-Staats- und Regierungschefs . Im Jahr 2018 haben CAS und Leopoldina die gemeinsame Konferenzreihe „ Science for Future “ ins Leben gerufen . Die zweite Tagung findet im Oktober zum Thema „ On the Path to Carbon Neutrality “ in Berlin statt .
VON RUTH NARMANN UND SASKIA STEIGER *

China ist heute ein wichtiger Akteur in der internationalen Forschungs- und Innovationslandschaft . In Schlüsselbereichen wie künstliche Intelligenz oder Biotechnologie und auch bei Großforschungsinfrastrukturen gehört China mittlerweile zur Weltspitze . Damit ist China ein relevanter Partner auch für deutsche Forschende , allerdings wird die Zusammenarbeit derzeit in Wissenschaft , Politik und Medien kontrovers diskutiert .

Dabei gibt es gute Gründe für eine Zusammenarbeit mit China .
Die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel oder Pandemien erfordert internationale Ansätze und Strategien . Auch für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Innovations- und Forschungsstandorts Deutschland ist die Zusammenarbeit mit China wichtig : Hier geht es um Zugang zu Wissen und Infrastruktur . Zudem spielen chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuell eine wichtige Rolle im deutschen Wissenschaftssystem . Darüber hinaus schaffen Forschungskooperationen nicht nur Wissen , sie wirken im Sinne der „ Science Diplomacy “ auch gesellschaftspolitisch : Durch Dialog und Begegnung vermitteln sie Kenntnisse über Menschen , Gesellschaft und Lebensbedingungen in China und Deutschland .
Eine Zusammenarbeit mit China ist und bleibt daher sinnvoll , sollte aber nicht blind erfolgen . Welchen Mehrwert bringt eine Kooperation , welche Ziele werden damit verfolgt und welche grundlegenden Rahmenbedingungen sind dafür notwendig ? – Diese Fragen sollten im Vorfeld geklärt werden . Strategische , interessengeleitete Kooperation bedeutet , diese Aspekte regelmäßig zu überprüfen , Probleme anzusprechen und gegebenenfalls die Zusammenarbeit zu beenden .
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Risiken ist wichtig , wird aber nicht durch immer weitere Gesetze und Vorschriften erreicht . Diese führen lediglich zu mehr Bürokratie , die die wissenschaftliche Arbeit zunehmend lähmt und damit der Innovationskraft des Landes entgegensteht . Voraussetzung für ein infor- miertes Handeln ist dagegen die immer wieder beschworene Chinakompetenz – und zwar nicht nur an Hochschulen , sondern auch in Behörden , Verwaltung und Politik . Dabei geht es nicht nur um interkulturelle Schulung , sondern zum Beispiel um konkrete Informationen zur chinesischen Forschungslandschaft und deren zentralen Akteuren .
Schließlich gilt es , nicht nur über , sondern mit China zu sprechen , denn die Gestaltung von Zusammenarbeit erfordert ein proaktives Herangehen angesichts unterschiedlicher Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen . Das
„ Die Gestaltung von Zusammenarbeit erfordert ein proaktives Herangehen angesichts unterschiedlicher Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen . Das bedeutet , immer wieder aufs Neue einen tragfähigen Konsens dazu zu erarbeiten , auch wenn es mühsam ist .“
bedeutet , immer wieder aufs Neue einen tragfähigen Konsens dazu zu erarbeiten , auch wenn es mühsam ist . Die Leopoldina unterstützt dies maßgeblich durch ihr Engagement im nationalen Diskurs zu China sowie in der direkten Zusammenarbeit mit ihren chinesischen Partnern .
* Ruth Narmann leitet die Abteilung Internationale Beziehungen ( IB ) der Leopoldina seit Juni 2023 . Zuvor war die Sinologin , die seit 2011 an der Leopoldina tätig ist , ab 2013 stellvertretende Leiterin der Abteilung . Saskia Steiger ist Sinologin und Soziologin und seit 2024 als Referentin der Abteilung IB für die Beziehungen zu China und Indien zuständig .
Internationale Kooperation mit China