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14 1 / 2023 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

Europäische Antworten auf Klimawandel und Transformation

Leopoldina und Polnische Akademie der Wissenschaften laden zu European Climate Conference ein
Die Eingriffe des Menschen in das System der Erde führen zu gravierenden Veränderungen in Geologie , Klima und Biodiversität . Beim Schürfen nach Bodenschätzen – wie hier nach Kohle – werden beispielsweise Landschaften , Grundwassersysteme sowie Flora und Fauna dauerhaft zerstört . Ebenso verändert sich das Klima in der Region .
Foto : mitifoto | AdobeStock
Der Klimawandel und seine Auswirkungen in Europa sind Thema der ersten European Climate Conference am 15 . und 16 . Mai in Warschau . Damit laden die Leopoldina und die Polnische Akademie der Wissenschaften ein , die Regionalität des Klimawandels und dessen Konsequenzen aus Sicht der Wissenschaft zu diskutieren . Ansatzpunkt dafür ist das Konzept des Anthropozäns , das vom Nobelpreisträger und Leopoldina-Mitglied Paul J . Crutzen mitbegründet wurde .

Der vom Menschen verursachte Klimawandel verändert das System Erde umfassend . Der grundlegende menschliche Einfluss , der sich in diesem und anderen Prozessen zeigt , führte zur Begründung einer neuen geologischen Epoche – des Anthropozäns . Den Begriff hatte der niederländische Atmosphärenforscher Paul J . Crutzen zusammen mit dem US-amerikanischen Biologen Eugene F . Stoermer in die Diskussion eingebracht .

Aufgrund seines Ausmaßes wird der Klimawandel als die globale Herausforderung des 21 . Jahrhunderts verstanden . Damit gehen tiefgreifende Transformationen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels und zu deren Eindämmung einher , um die Überlebensfähigkeit von Mensch und Natur auch zukünftig zu sichern . Darüber hinaus hat der russische Krieg gegen die Ukraine den Umgang mit dem Klimawandel auf dem europäischen Kontinent verändert , insbesondere im Kontext der Energiewende .
In dieser Zeit permanenter Krisen bleibt der Klimawandel ein zentrales Problem , das nationaler , europäischer und internationaler Anstrengungen bedarf . Trotz der hohen Relevanz findet dies jedoch auf regionaler und lokaler Ebene bislang nicht die notwendige Beachtung .
Angesichts dieser Komplexität ist auch das Ziel der European Climate Conference komplex : Inspiriert vom integrativ-systemischen Ansatz des Anthropozän-Konzeptes sollen die neuesten Ergebnisse der Klimaforschung und die erforderlichen Veränderungen in den gekoppelten natürlichen , gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen diskutiert und dabei zugleich die regionalen Unterschiede und europäischen Gemeinsamkeiten erfasst werden . Dafür bringt die Konferenz am 15 . und 16 . Mai in Warschau führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 47 europäischen und euroasiatischen Ländern zusammen .
Das Programm umfasst eine öffentliche Veranstaltung : die Crutzen Anthropocene Distinguished Lecture . Diese wird von Thomas Stocker ML , einem der weltweit führenden Klimaforscher , gehalten . In der anschließenden Podiumsdiskussion „ The Planet and Us – Dos and Don ’ ts “ werden aktuelle Fragen von Klimaforschung , Nachhaltigkeit , Biodiversität und Energiewende besprochen . Anschließend wird die Konferenz in Themenkomplexe strukturiert , in denen regionale und supranationale Perspektiven auf den Klimawandel sowie sektorale Transformationen , beispielsweise in den Bereichen Energie , Mobilität , Landwirtschaft und Bauen , erörtert werden .
Die European Climate Conference will eine Brücke zwischen interdisziplinären Erkenntnissen auf der einen und Gesellschaft-Wirtschaft-Politik auf der anderen Seite schlagen . Der Klimawandel , seine Folgen und die bisherigen ( politischen ) Transformationsstrategien werden wissenschaftlich eingeordnet und mit Blick auf die Zukunft ausgewertet .
Im Ergebnis wird angestrebt , das Warsaw Communiqué on Climate-Change Induced Transformations vorzulegen . Dieses zielt darauf ab , die Wissenschaftskommunikation rund um das Thema zu fördern und die Entscheidungsgrundlagen von Bürgerinnen und Bürgern , Politik und Wirtschaft insgesamt zu verbessern .
■ LB , SWE
European Climate Conference