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4 2 / 2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

„ Trendwende in der Kontrolle über Gesundheitsdaten erreichen “

Leopoldina-Mitglied Roland Eils zur Stellungnahme der nationalen Wissenschaftsakademien für G7-Gipfel
Für eine internationale Standardisierung und Terminologie von Gesundheitsdaten gibt es bereits erste Ansätze . Darüber hinaus , so die Stellungnahme der nationalen Wissenschaftsakademien für den G7-Gipfel , bedarf es auch Standards für den vertrauensvollen Austausch der Daten .
Foto : pickup | Adobe Stock
Die Regierungen der G7-Staaten kommen vom 11 . bis 13 . Juni in Carbis Bay / UK zum nächsten Gipfel zusammen . Im Vorfeld haben die G7-Wissenschaftsakademien die Stellungnahme „ Data for international health emergencies : governance , operations and skills “ veröffentlicht . Daran hat auch Roland Eils ML mitgewirkt . Im Gespräch erklärt der Bio- und Medizininformatiker , warum der Aufbau eines zuverlässigen Systems für den weltweiten Austausch von Gesundheitsdaten wichtig ist .
Daten gelten als Gold des 21 . Jahrhunderts . Warum braucht es im Gesundheitswesen ein System für den internationalen Austausch von Daten ? Roland Eils : Die derzeitige Coronavirus-Pandemie zeigt beispielhaft , wie wichtig es ist , Gesundheitsdaten auf nationaler und internationaler Ebene zu erheben und zu teilen . Viele der politischen Gegenmaßnahmen mussten teil- weise im Blindflug getroffen werden , weil Daten wie etwa zum Ansteckungsrisiko durch Kinder oder zur Entstehung von Ansteckungsclustern entweder gar nicht oder zu spät für fundierte Entscheidungen zur Verfügung standen . Hätte man pandemierelevante Daten zuvor national erhoben und international zusammengeführt , hätte man die Pandemie effizienter bekämpfen und notwendige Maßnahmen besser erklären können .
Die G7-Wissenschaftsakademien fordern den Datenaustausch schon länger . Woran hakt es bei der Umsetzung ? Eils : Ein Problem ist , dass die Gesundheitsdaten möglichst standardisiert nach internationalen Kriterien erhoben und gespeichert werden müssen . Ansonsten macht das potenziell jeder Staat , jedes Bundesland oder jedes Krankenhaus unterschiedlich , so dass die Daten nicht miteinander vergleichbar sind . Hier sind wir jedoch mittlerweile auf einem guten
Weg , es gibt immer mehr international akzeptierte Standards etwa für die Beschreibung von Krankheitstypen , zur Erhebung von Labordaten oder die Erfassung genetischer Informationen .
Wo liegt dann das Problem ? Eils : Die größten Herausforderungen liegen auf der rechtlichen und regulatorischen Seite . Es ist zu klären , wer die Gesundheitsdaten bereitstellt , wer die Legitimation für den Umgang damit erhält und unter welchen gesetzlichen Bedingungen ein internationaler Datenaustausch möglich ist . Weil Gesundheitsdaten vor allem personenbezogene Daten sind , die besonders schützenswert sind , sind Fragen rund um Datensicherheit , Datenschutz und Datenteilen bedeutend , wenn es darum geht , Gesundheitsdaten in einem Gesundheitsdatenraum bereitzustellen . Hier brauchen wir eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung .