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12 3 / 2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER

Pandemievorsorge und die Rolle der Wissenschaft

Wissenschaftsakademien richten Empfehlungen an die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer
Die Nationalen Akademien der Wissenschaften der G20-Staaten haben als Science20 ( S20 ) Anfang August eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht . Die unter Federführung der italienischen Accademia Nazionale dei Lincei erarbeiteten Empfehlungen richten sich an die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und fordern eine bessere Pandemievorsorge weltweit .

Bereits jetzt sollten die richtigen

Lehren aus der COVID-19-Pandemie gezogen werden , um auf zukünftige internationale Gesundheitskrisen besser vorbereitet zu sein . Gehäuft auftretende Krankheits- und Todesfälle müssten schneller erkannt und die Reaktionsfähigkeit durch einen umfassenden Datenaustausch beschleunigt werden . Eine stärkere Koordinierung auf internationaler Ebene sei unerlässlich , um die weltweite Versorgung mit Diagnostika , Medikamenten , Impfstoffen und medizinischer Ausrüstung im Krisenfall sicherzustellen . Der Schlüssel für eine angemessenere Pandemievorsorge liege in der globalen Zusammenarbeit , die durch einen Internationalen Vertrag zur Pandemieprävention und -vorsorge auf Ebene der Weltgesundheitsorganisation weiter gestärkt werden könne .
Die Stellungnahme , an deren Erarbeitung Mitglieder der Leopoldina maßgeblich beteiligt waren , wird im Rahmen eines Treffens der S20-Akademien vom 22 . bis 23 . September in Rom ( Italien ) offiziell an die italienische G20-Präsidentschaft übergeben .
Die G7- und G20-Politikberatung zählt zu den wichtigsten strategischen Prozessen der Leopoldina auf internationaler Ebene . Die Gruppe der S20-Akademien wurde im Jahr 2017 im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft etabliert .
■ CHW
S20-Stellungnahme

Apps , Tags und Wearables gegen die Coronavirus-Pandemie einsetzen

Diskussionspapier zu digitalen Werkzeugen und ihrer Wirksamkeit
Digitale Werkzeuge sind zu einem zentralen Baustein für die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie geworden . Auch angesichts der beachtlichen Erfolge globaler Impfkampagnen bleibt ihr Einsatz weiterhin bedeutsam .

Digitale Instrumente dienen der

Kontaktnachverfolgung , der frühzeitigen Warnung gefährdeter Personen vor einer möglichen Infektion , sie unterstützen den öffentlichen Gesundheitsdienst beim gesetzlichen Auftrag der Pandemiebekämpfung und ermöglichen wissenschaftliche Untersuchungen etwa zur Dynamik und zu Mechanismen der Virusverbreitung .
Zudem bringen Virusmutanten wie die Delta-Variante mit erhöhter Infektiosität und unbekannten Immunausweichmechanismen sowie zunehmende Lockerungen das Risiko weiterer Infektionswellen mit sich . Dies ist in Ländern wie Israel und Großbritannien bereits zu beobachten . In dieser Situation sollten Risikokontakte auch bei niedrigen Inzidenzen weiterhin schnell erkannt und potenziell infizierte Personen früh gewarnt sowie isoliert werden können .
Wie wirksam in diesem Rahmen unterschiedliche digitale Werkzeuge zur Kontaktnachverfolgung sind und wie sich deren Wirksamkeit weiter verbessern lässt , beschreibt das Diskussionspapier „ Ansatzpunkte für eine Stärkung digitaler Pandemiebekämpfung “. Die Autorinnen und Autoren heben insbesondere die Corona-Warn-App hervor . Hier seien Datenschutz und Datensicherheit beispielhaft umgesetzt worden . Allerdings seien seit Einführung der App Mitte 2020 auch Chancen verspielt worden , das Vertrauen der Bevölkerung in die Anwendung kontinuierlich zu stärken und deren Nutzung stetig zu bewerben .
Im Papier wird zugleich ein genereller Bedarf an einer staatlichen Strategie für den Einsatz und die Weiterentwick-
Foto : kebox | Adobe Stock
lung digitaler Werkzeuge festgestellt . Dies können etwa hochpräzise elektronische Abstandsmessgeräte ( Tags und Wearables ) auf Basis der Ultrabreitbandtechnologie sein , die sich in Schulen oder Betrieben nutzen lassen . Grundsätzlich solle der restriktive Umgang mit personenbezogenen Daten beibehalten werden .
■ JF
Diskussionspapier „ Stärkung digitaler Pandemiebekämpfung “